Dienstag, 31. August 2010

Ohne alles im Nirgendwo

Ausgesetzt an irgendeiner Tankstelle - ohne Gepäck. Das passiert nicht nur Oma oder Schwiegermutter!

Gestern Nachmittag: Ich bin gestrandet an einer Gasolinera irgendwo zwischen Guatemala-City und der mexikanischen Grenze. Mein Gepäck reist ohne mich weiter in die Hauptstadt. Die Situation ist völlig außer Kontrolle geraten. Wie konnte das bloß passieren?


Eigentlich war alles ganz einfach: Von Mexico aus wollte ich zum Atitlan-See in Guatemala. Zunächst klappt auch alles gut, die Busse sind pünktlich, das Umsteigen funktioniert, auch an der Grenze gibt's keine Probleme. Doch leider hat der Busfahrer vergessen, dass ich unterwegs aussteigen will. Im Dorf Cocales hätte ich umsteigen müssen. Doch als ich bei der Bus-Hostess nachfrage, wann wir denn besagten Ort erreichen, sind wir l
ängst durchgefahren.

Was tun? Der Busfahrer entscheidet sich dafür, an einer Tankstelle anzuhalten. Dort versucht die Hostess herauszufinden, wie und wann ich zurück nach Cocales kommen könnte. Offenbar bekommt sie eine befriedigende Antwort - denn während ich noch mit einem Tankwart spreche, steigt sie wieder in den Bus. Der schließt die Türen und rauscht ab. Ohne mich - aber mit meinem Rucksack!

Jetzt erst lerne ich die Lunch-Tüte zu schätzen, die ich zu Beginn der Fahrt bekommen habe und sinnloser- wie glücklicherweise noch in der Hand halte. Darauf steht
nämlich die Telefon-Nummer des Bus-Unternehmens. Mit dem Handy des Tankwarts rufe ich dort an, und versuche mich verständlich zu machen. Gar nicht so einfach, denn mein aktiver Spanisch-Wortschaft umfasst gerade mal gefühlte 20 Wörter. Ich holper und stolper nur so durch die Sätze, aber am Ende des Telefonats gibt es einen Lichtblick: Man verspricht mir, mein Rucksack werde innerhalb einer Stunde zur Tankstelle gebracht.

So warte ich also bei strömendem Regen unter dem Dach der Tankstelle (Foto) - und hoffe! Wer weiß, ob der Rucksack wirklich kommt? Gerade in Guatemala kommt Gepäck besonders schnell weg, wenn man es nicht fest im Griff hat - ohne jemals wieder aufzutauchen, versteht sich. Doch tatsächlich passiert das kleine Wunder: Nach einer guten Stunde kommt ein Taxi-Fahrer und bringt mir meinen Rucksack. Welch Freude!


Besonderer Dank gilt den drei Jungs von der Tankstelle, die sich rührend um mich kümmern. Einer wartet gar noch mit mir im Regen auf den Bus, damit ich auch den richtigen erwische. Dass das Gefährt nach zehn Minuten Fahrt auf offener Strecke liegen bleibt, derweil es kräftig reinregnet, macht mir gar nichts aus. Hauptsache, ich habe meinen Rucksack!


Schließlich geht es doch weiter. Und nach nochmaligem Umsteigen und drei Stunden Fahrt erreiche ich - es ist längst dunkel - dann doch noch mein Ziel: Santiago Atitlan. Ich nehme die erstbeste Herberge. Das Zimmer hat Schimmel an den Wänden und in der Gemeinschaftsdusche gibts nur kaltes Wasser. Aber nach 26 Stunden Busfahrt sinke ich einfach nur zufrieden ins Bett...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen