Dienstag, 17. August 2010

Sog statt Trieb

Eigentlich war der Plan, keinen Plan zu haben. Sich bloß treiben zu lassen. Und tatsächlich ist diese Situation auch so eingetreten: Mein nächster fester Termin ist am 16. Dezember: der Flug von Buenos Aires nach Auckland. Schöne Aussichten. Und trotzdem klappt das nicht so recht mit dem Treibenlassen. Dazu fehlen Ruhe und Muße. Kaum, dass ich einen Ort einigermaßen erkundet, die Atmosphäre inhaliert und die Szenerie auch innerlich verortet habe, zieht es mich weiter. Das bedeutet: Wieder Rucksack packen, Bus fahren, aussteigen - Neues einsaugen. Und so weiter. Sog statt Trieb.
Zum Gefühl fehlender Ruhe mag auch beigetragen haben, dass ich zuletzt vor allem in größeren Städten unterwegs war... Jedenfalls freue ich mich auch deshalb jetzt auf die mexikanische Pazifikküste. Dort geht es bestimmt eine Nummer ruhiger zu. Einige Tage werde ich mich an der Küste entlang Richtung Süden vorarbeiten.

Ersten Küstenkontakt habe schon ich in den vorigen Tagen in Colima bekommen. Dort besuche ich Christian und seine Familie. Christian habe ich in Puerto Vallarta kennen gelernt. Er ist Zahntechniker und lebt in Guadalajara. Wir haben schon ein paar Ausflüge zusammen unternommen, unter anderem eine Destillerie-Besichtigung in Tequilla. (Seitdem kann ich diesem Mezcal sogar etwas abgewinnen...)

In Colima lebt Christians Tante, die uns über das Wochenende beherbergt. D
er Ort liegt rund 60 Kilometer vom Meer entfernt. Am gestrigen Sonntag haben wir einen Ausflug mit der ganzen Familie dorthin gemacht. Mit von der Partie: mehrere Tanten und Onkel und auch Oma (89, schlecht zu Fuß) und Kampfhund Donna (Foto Mitte). Mit zwei Autos gehts aus den Bergen zum Meer hinunter nach Cuyutlán, einem kleinen Ort an der Küste.

Das Strandleben ist sehr mexikanisch. Hier gibt es nur einheimische Ausflügler, keine ausländischen Touristen. Der Strand, der aus dunklem Sand besteht, ist von verschiedenen Betreibern mit Stühlen, Tischen und Sonnenschirmen bestückt worden. Die mexikanischen Familien rücken - so wie wir auch - mit Kühltruhen und Picknickkörben an. Man gruppiert sich um den Tisch und isst zusammen, derweil das Meer vor sich hinrauscht und die Kinder im Sand spielen (Foto oben). Unter anderem gibt es Tacos, verschiedene Salate und Kokosnüsse (außen grün und mit glibberigem Fruchtfleisch (Foto unten) - die in Deutschland bekannte, harte Variante mag man hier nicht: "Viel zu alt!").


Als Deutscher bin ich ein gefragter Gesprächspartner. Good old germany hat hier zwar einen guten Ruf, allerdings ich weiß nicht so recht weshalb. Denn die Mexikaner wissen ungefähr so viel von Deutschland wie die Deutschen umgekehrt von Mexico. Aber sie sind neugierig. Bereitwillig erkläre ich, dass ich die deutsche Einheit trotz aller Probleme für gelungen halte und dass ein deutscher Busfahrer zwar laut Wechselkurs viel mehr Geld verdient als sein mexikanischer Kollege - aber trotzdem auch Probleme haben kann, seine Familie über Wasser zu halten.

Auf Toilette gehen kann man übrigens in einer benachbarten Haus-Ruine, in dem die Örtlichkeiten noch halbwegs gepflegt. Ansonsten gibt es am Strand noch Mini-Pools zum Planschen für die ganz Kleinen - und leider zu wenig Mülleimer.


Alles in allem hat der Tag am Meer mit Familienanschluss großen Spaß gemacht - und Lust auf mehr. Wird es geben: Der Sog zieht mich schon wieder weiter - heute Nacht fahre ich in die Bucht von Acapulco...

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