Donnerstag, 2. September 2010

Am See

Es ist eigentlich ein unbotmäßiger Vergleich. Aber in diesem Fall passt er einfach: Wie gut es jemandem geht, erkennt man (wahrscheinlich nicht nur in Zentral-Amerika) wie bei den Pferden - an den Zähnen.

In Deutschland ist man den Anblick von Zahnlücken bestenfalls noch bei Kindern gewohnt. In Mexico ist das schon anders: Selbst bei Menschen der Mittelschicht sind fehlende Beißer völlig normal. Immerhin: Schneidezähne sind fast immer vorhanden, o
b nun echte oder falsche. Dafür wird noch gesorgt. Doch bei den Backenzähnen liegt einiges im Argen, tun sich riesige Lücken auf.

Noch ärger sieht die Sache hier in Guatemala aus. Da haben selbst Menschen, die kaum älter sind als ich, keine Schneidezähne mehr. Es ist für mich jedesmal ein bisschen erschreckend, wenn einem die Armut zahnlos anlächelt...


Guatemala ist ein armes Land. Die Folgen des Bürgerkrieges, der bis 1996 das Land verheert hat, noch deutlich zu spüren. Die Durchschnitts-Löhne sind niedrig, das Preis-Niveau entsprechend. Die Unterkunft in Santiago Atitlán etwa hat mich 3,50 Euro gekostet für eine Nacht. Wie gesagt, dafür gibts kein Warmwasser, aber Schimmel an den Wänden. Ein Hotel für Guatemalteken, ausländische Übernachtungsgäste gibt es hier augenscheinlich nicht. Die konzentrieren sich auf die beiden Haupt-Orte Panajachel und San Pedro. In Santiago kommen nur Tagestouristen mit dem Boot vorbei. Als ich morgens durch den Ort laufe, bin ich der offenbar der einzige Fremde. Entsprechend intensiv werde ich hier und da gemustert...

Nicht deshalb wechsele ich nach Panajachel. Dort is
t die Infrastruktur besser. Geldautomaten, Reisebüros, Fitness-Studio und Restaurants, die abgekochtes Wasser verwenden - es ist einfach bequemer.

Von dort aus erkunde ich die anderen Ortschaften am See. Es sind herrliche Ausflüge, weil der See wunderschön gelegen ist - inmitten eines uralten, riesigen Vulkankraters. Umgeben von mehreren anderen Vulkanen, die ebenfalls erloschen sind. Und in den Kirchen gibt es mal wieder herrlich skurrile Heiligenfiguren zu sehen (Foto).

Zwischendurch treffe ich Aurélien wieder. Ihn hat es mittlerweile auch hierher verschlagen. Gemeinsam trinken wir Bier mit Seeblick.
Herrlich entspannt ist das alles, doch trotzdem muss es weitergehen. Morgen gibt es das Kontrast-Programm, ich werde nach Guatemala-City fahren.

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