Mittwoch, 11. August 2010

Merkwürdiges aus Mexico-City

Ja, es stimmt schon. Mexico-City ist vor allem erstmal riesig, laut und ziemlich stinkig. Wahrscheinlich deshalb nehmen sich viele Besucher nicht sehr viel Zeit für die Stadt. Was ein Fehler ist. Denn zumindest im Zentrum hat sie ein ganz eigenes Flair. Liebenswert, verrückt, manchmal größenwahnsinnig - und immer wieder mit Sinn für große und kleine Skurriltitäten, denen man erst begegnet, wenn man mit Muse durch die Stadt stromert.

Da ist etwa der riesige Buddha, der auf einem Eckhaus im Stadtteil Condesa thront. Warum er von dort aus missmutig über die Straßenkreuzung blickt, wissen auch die Anwohner nicht. Nur so viel: Das Haus stehe derzeit leer. In wessen Auftrag die Gottheit mit frischem Weiß bepinselt wird, bleibt aber rätselhaft.

Ein anderes spirituelles Kunststück gibt es in der Parroquia de San Bernardino de Siena im Stadtteil Xochimilco zu bestaunen. In der Kirche beugt sich eine Heiligenfigur von ihrem Standplatz auf die Gläubigen herab - und schaut Ihnen in die Augen. Und es ist nicht irgendein Heiliger: Es scheint Jesus selbst zu sein. Zwar nicht genagelt, aber das Gesicht doch blutverschmiert. Hunderte von Heiligenstatuen habe ich in Dutzenden mexikanischen Kirchen schon gesehen, eine solche war noch nicht dabei.


Und dann steht da dieses Auto vor einem Hotel in der Avenida Veracruz. Am Lenker sitzt eine Puppe, draußen steckt eine Flügelschraube an dem Wagen, als wäre er eine Spieluhr. Wer dran dreht, erlebt eine Überraschung: Das Auto ist eine Spieluhr. Bei meinem Versuch gibt es ein Klavierstück zum Besten.

Rätselhaft bleibt auch die fortgesetzte Konkurrenz von Holländern und Deutschen, die in Mexico-City vom Fußball auf das Feld der Behandlung von Taubheit verlagert worden ist. Keine zwei Straßen voneinander versprechen zwei Institute Abhilfe, eines nach deutscher Methode, das andere nach niederländischer. Was beide Nationen überhaupt besonders dazu qualifiziert, bleibt so unentschieden wie das letzte Freundschaftsspiel.

Schade eigentlich, dass ich nicht mehr Zeit für diese Stadt habe. Morgen schon geht's weiter, dann nach Puebla...

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