Samstag, 6. November 2010

Nachts in Bogotá

Freitagnacht, Hinfahrt. Der Fahrer des Taxis VDS432, ein junger Mann um die 30, drückt mächtig auf die Tube. Tempo 80 in der Innenstadt? Kein Problem, wenn keine Polizei in Sicht ist, sich stattdessen aber eine Lücke zwischen zwei vorausfahrenden Autos bildet. Das eine fährt brav auf der linken Fahrbahn, das andere schön auf der rechten. Wir hupend dazwischen - und vorbei. Puh, das war knapp.

Wenigstens fährt mein Chauffeur an roten Ampeln etwas langsamer - um zu schauen, ob jemand von rechts oder links kommt. Besser so, sonst würde mir sogar auf dem Rücksitz schwindelig. Da: Eine Polizeikontrolle! Lässig wirft sich Herr Conductor den Gurt über die Schulter, freilich ohne die Schnalle einrasten zu lassen. Ich hätte auch gerne einen Gurt, aber für Fahrgäste ist das nicht vorgesehen.

Dann wieder Beschleunigung, noch um zwei Ecken rum, schon sind wir am Ziel. Angeblich. Als Taxi VDS432 schon sechs Straßen weiter ist, realisiere ich, dass ich am falschen Ort gelandet bin.

Freitagnacht, Rückfahrt. Drei andere habe ich schon gefragt, der Fahrer des Taxis SIB690 ist der Erste, der keinen überzogenen Preis verlangt. Er wird um die 55 sein, fährt zügig, aber mit Gurt.

Eine dreispurige Hauptverkehrsstraße in der Innenstadt: Etwa 50 Meter vor uns läuft ein junger Mann über die Straße, womöglich betrunken, sein Schritt wirkt nicht sehr sicher. Der Taxi-Fahrer zieht nach rechts, um ihm auszuweichen. Der Mann aber läuft in dieselbe Richtung, um dem Taxi auszuweichen. Ich erkenne das Gesicht des Fußgängers. Ich höre den Schlag - zum Glück nur in meiner Vorstellung. Denn der Fahrer hat das Auto geistesgegenwärtig noch mal scharf nach rechts gezogen. Diesmal gelingt es ihm, die Gefahr zu umfahren. Puh, das war knapp.

Eine echte Schrecksekunde. Und Gesprächsstoff für den Rest der Fahrt. Obwohl ich Einbahnstraßenhalber vorschlage, mich vorher abzusetzen, besteht der Taxi-Fahrer darauf, mich vor der Hoteltür abzusetzen. Das sei sicherer. Dort wartet er, bis mir jemand geöffnet hat und ich drinnen verschwunden bin.

Dazwischen. Ein Club in Bogotá-Chapinero. Eine aufgekratzte Air France-Stewardess erzählt einem Einheimischen, dass ihr die Stadt super gefällt. Und dass sie heute Abend zum ersten Mal Kokain genommen hat, das bringt sie zwischen Gekicher auch noch heraus. Er reagiert deutlich angewidert, versucht ihr zu erklären, dass Drogen ein großes Problem für das ganze Land sind. Europa trifft auf Kolumbien. Freitagnacht auf der Raucherterrasse des Theatron in Bogotá-Chapinero. Ich gehe wieder tanzen. Vor lauter Fremdschämen mag ich nicht länger zuhören. Und das Rauchen habe ich schon vor einem halben Jahr aufgegeben...

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