Sonntag, 21. November 2010

Salz

Salar de Uyuni, eine spektakulär schöne Landschaft.
Eine Blitzreise ist, wenn man erst um 20.15 Uhr von der Radtour auf der Todesstraße zurück in La Paz ankommt und um 21 Uhr schon im Nachtbus nach Uyuni sitzt. Spart Übernachtungskosten und Zeit - bereits am nächsten Morgen ist man in diesem merkwürdigen Wüstendorf angekommen, in dem es weder Wifi noch Kontaktlinsenflüssigkeit gibt. Die Restaurantszene besteht aus einem Dutzend Pizzerien, desweiteren gibt's einen Bahnhof (vier Züge je Woche) und sonst rein gar nichts. Man könnte dieses Nest getrost gottverlassen nennen, wenn nicht die örtliche Kirche vom Gegenteil zeugen würde.

Wie auch immer: Uyuni selbst ist sowieso nur Durchgangsstation zur gleichnamigen Salzwüste. Von hier aus starten die Tourveranstalter. Ich folge einer Empfehlung und buche bei Colgue Tours. Was sich am nächsten Morgen insofern als Fehler herausstellt, weil eine 14-köpfige Pauschal-Touristen-Gruppe aus Frankreich dasselbe getan hat. Nichts gegen Franzosen. Aber diese (gefühltes Alter zwischen 50 und 100) gehen mir an die Nerven.

Auf der Insel Incahuasi wachsen viele Säulen-Kakteen.
Wir - sowie ein mitreisenden argentinisches Pärchen - werden auf drei Jeeps verteilt. Die Gleichung 17 durch drei geht freilich nicht auf. Das sorgt für Missmut. Die Franzosen im ersten Jeep sind der Meinung, der Wagen sei mit fünf Personen voll genug, ich solle in einen anderen einsteigen. Im zweiten Jeep fällt den Franzosen das erst nach einem Tag ein - man will mich wiederum umverteilen und verweigert mir spontan den Zutritt zum Wagen. Erst ein Machtwort des Veranstalters setzt der Posse ein Ende.

Sei es drum. Die Hauptsache ist die Landschaft. Und die ist tatsächlich atemberaubend. Nicht nur wegen der großen Höhe (3600 bis 4200 Meter), sondern weil wir durch eine irreale Szenerie fahren. Blendend weiß leuchtet die platte Salzkruste, die bis zum Horizont reicht. Hintergrund: Die Salar de Uyuni ist Teil eines prähistorischen Salzsees, von dem an dieser Stelle eine Salzwüste übrig  geblieben ist.

Der steinerne Baum
Mitten aus dieser bizarren Landschaft ragt eine Insel heraus. Bewachsen mit vielen wunderschönen Kakteen. Hier Fotos zu machen, ist eine wahre Freude - jeder Schuss ein Treffer.

Weniger erfreulich sind dafür die Unterkünfte während dieser Tour. Nur so viel: Drei Tage ist keine Dusche in Sicht... Immerhin: Die erste Nacht ist insofern reizvoll, als wir in einem Salzhotel schlafen. Die Wände, die Stühle, die Tische - alles ist aus Salzziegeln gebaut.

Am zweiten Tag geht's dann weiter zu verschiedenen Lagunen im Südwesten Boliviens. Dort gibt es jede Menge Flamingos, einen "steinernen Baum" - und viele Pampas-Hasen (oder sind es Vischachas?). Es ist unfassbar, wie schön Wüsten sein können!

Bedauerlichweise gibt es auch einen Abgang zu beklagen. Eine von meinen drei Jeans kolabiert. Es ist ein hässliches Geräusch, mit dem sich ihr Verableben ankündigt. Raaaaaaaatsch macht es beim Einsteigen in den Jeep - und es gibt ein Loch an einer nicht gesellschaftsfähigen Stelle. Kurz darauf platzt auch noch der Hauptknopf ab. Da ist nichts mehr zu retten. Zum Glück habe ich in Peru einen Poncho gekauft. Bisher war es mir zu peinlich, ihn zu tragen. Jetzt verhütet er Peinlicheres...


Laguna Colorada: Eigentlich war mir der Poncho peinlich, jetzt verhütet er Peinlicheres.
An Tag drei geht's dann noch zu heißen Geysiren und Quellen. Morgens um fünf, noch vor Sonnenaufgang, starten wir. Die Tourguides ködern uns mit dem Versprechen, dass wir so früh das schönste Licht - und damit die schönsten Fotos hätten. Stimmt. Leider ist deshalb drei Stunden Dauerschnattern angesagt. Bei minus sechs Grad machen wir Sightseeing. Ich bin für solche Temperaturen nicht gerüstet und schlottere mich durch den Morgen.

Den anderen geht es allerdings ähnlich: Der Wind ist so stark, dass es niemand länger als zwei oder drei Minuten außerhalb des Jeeps aushält. Das warme Natur-Thermalbad, wo sich die anderen Touristen aufwärmen, scheint daher verlockend. Aber allein die Idee, auch nur ein Kleidungsstück abzulegen, ist völlig undenkbar. 

Für meine französischen Freunde und mich ist derweil der Moment des Abschieds gekommen. Nächstes Ziel unserer Jeeps ist die bolivianisch-chilenische Grenze. Von hier aus werden wir mit dem Bus nach San Pedro de Atacama gefahren. Das Ende unseres gemeinsamen Trips. Merci - und auf Nimmerwiedersehen!

Mehr Fotos aus dem Salar de Uyuni

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