Freitag, 1. Oktober 2010

Havanna, zweiter Tag

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich heute mitten in einer Großstadt von krähenden Hähnen geweckt worden.

Habe mich nach dem Frühstück erstmal um einen Anschluss ans Internet bemüht. Das ist gar nicht so einfach, weil es fast nirgendwo welches gibt, auch nicht bei mir im Hotel. Und wo es welches gibt - etwa im Fünf-Sterne-Hotel in der Nähe - zu Preisen wie in einer deutschen Apotheke. Acht Dollar für eine Stunde am Rechner. 35 für fünf Stunden Wifi. Noch nie habe ich so teuer gesurft.


Danach Sightseeing im Museum der Revolution. An der Garderobe warnt ein Hinweisschild, man solle seine Sachen direkt nach Abholen auf Vollständigkeit überprüfen. So
weit hat es die Revolution also gebracht...

Der Zeitraum, auf den sich die Ausstellung bezieht, umfasst die Jahre bis 1990. Und seither ist an der Dauerausstellung auch offenbar nichts aktualisiert worden. Mit verblassten Fotografien wird der Bau von modernen Plattenbau-Siedlungen der 70er-Jahre immer noch als sozialistische Leistung bejubelt, derweil vor der Tür die Häuser der vorvergangenen Jahrhundertwende zu Ruinen zerfallen. Die DDR lässt grüßen.

Es gibt einen Che Guevara-Gedenkraum mit einer bizarren Nachstellung des Heldenkampfes im Dschungel. Im Stile von Madame Tussaut schlägt sich Che als Wachsfigur durch den Urwald. Im Nebengebäude gibt es dann noch eine kleine, skurrile Schau historische
r Waffen, inklusive eines Panzers und mehrerer Klein-Flugzeuge. Im Museums-Shop wird Revolutions-Kitsch verkauft. Dazu gibts Eis am Stil von Nestlé. Das alles zu Dollar-Preisen.

Der Dollar heißt hier übrigens CUC, das ist die Abkürzung für "peso cubano convertible". Dieses Geld ist unmittelbar an den Dollar gekoppelt (im Verhältnis 1:1), aber weil der Dollar hier wegen seiner Herkunft verpönt ist und nicht so heißen darf, wurde der CUC erfunden. Er ist die zweite Währung des Landes. Mit dem einheimischen Peso bekommt man als Tourist de facto kaum etwas.

In einem Reisebüro lerne ich einen Kubaner kennen, der auch Deutsch spricht. Wir verstehen uns gut und treffen uns abends, um Essen zu gehen. Es ist sehr hilfreich, mal die Binnensicht erklärt zu bekommen. Das Restaurant bietet gehobenes Niveau, das Essen ist gut. Aber Kartoffeln sind leider gerade aus.
Angestaubte Helden
Danach spazieren wir noch durch den schöneren Teil der Altstadt. Hier gibt es Restaurants und Bars. Live-Musik, Salsa und Mojitos, den kubanischen Mythos. Alles läuft mit CUC, die Touristen sind quasi unter sich.

Gerade sitze ich wieder auf dem Balkon vor dem Zubettgehen. Noch nie habe ich in einer Großstadt so gut den Sternenhimmel sehen können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen