Sonntag, 3. Oktober 2010

Verteilungskampf in Viñales

Ein Sturm bricht los, als sich die Türen des Reisebusses öffnen. Dutzende Frauen halten den verdutzten Reisenden Zettel, Flyer und Bilder unter die Nase. Sie überbieten sich gegenseitig in Lautstärke und unterbieten sich im Preis. Alle wollen Touristen beherbergen in ihren Häusern, alle wollen Dollars. Ich bin für zwei Tage nach Viñales gefahren, dem Hauptort in einer der schönsten Landschaften Kubas. Hier leben fast alle vom Tourismus. Es ist Nebensaison, und deshalb ist der Verteilungskampf besonders heftig. Ich mag die Schreierei nicht und wimmele alle ab. Auf eigene Faust suche ich eine Privat-Unterkunft.

Ich finde sie bei Nela, die zwei Tage lang rührend für mich sorgt. Das Zimmer, das Essen - alles ist perfekt. Überhaupt ist das Örtchen ziemlich aufgeräumt. Hier leben offenb
ar alle relativ gut vom Tourismus. Wenn man vom merkwürdigen Empfang absieht, ist es hier völlig ruhig. Niemand spricht mich an, wenn ich durch die Straßen des Ortes laufe, niemand will etwas von mir. Sehr angenehm nach den Tagen in Havanna.

Zu tun gibt es hier einiges. Ich reite unter Führung eines Einheimischen durch die Landschaft. Dabei besuche eine Zigarrenproduktion (angeblich kommen von hier die besten Zigarren), schwimme in einem See. Später besichtige ich ein riesiges Höhlensystem mit 45 Kilometern Länge auf acht Ebenen. Ja, es ist ein kleines Paradies hier. Kein Wunder, dass es angeblich der Lieblingsort von Fidel Castro sein soll. Vielleicht stehen auch deshalb fast in jedem Garten Schilder mit Solidaritätsbekundungen? Sind sie ehrlich gemeint oder eher folkloristische Dekoration? Schwer einzuschätzen...


Abends gibts in der Casa de Cultura Live-Musik mit Touri-Bespaßung: "Where are you from? From Austria!? Applause for Austria!!!" Und alle klatschen für Österreich. Wie gesagt: Man lebt hier gut vom Tourismus...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen