Dienstag, 1. März 2011

Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzip

Es ist fast wie fliegen. Scheinbar schwerelos gleite ich über das Tal. Etwa 30 Meter unter mir windet sich ein kleiner Fluss durch den Urwald. Links und rechts sind bewaldete Berge zu sehen. Zzzzzzzzzzzzzzzzzip, nach 20 Sekunden habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Willkommen zum Gibbon Experience in Laos!

Mit den Affen hat alles angefangen. Gibbons gucken, das war wesentlicher Bestandteil eines innovativen Konzeptes, mit dem der Dschungel vor Raubbau geschützt werden sollte. Seit 2004 ist die Organisation Animo von der laotischen Regierung damit betraut. Mitten im Urwald wurden mehrere Baumhäuser gebaut, von denen aus man Gibbons sehen und hören kann. Wenn denn welche da sind. Das aber ist offenbar immer seltener der Fall, wenn man den einschlägigen Internet-Kommentaren glauben darf. Womöglich haben die vielen menschlichen Besucher die Affen verschreckt?


Bis zu vier achtköpfige Gruppen sind gleichzeitig auf dem Areal unterwegs. Wer mitmachen will, muss sich Tage im Voraus anmelden, denn die Touren sind auch ohne Gibbons überaus beliebt. Der Grund: Der Urwald ist durchzogen mit Zip-Lines. Dabei handelt es sich um eine Art Seilrutsche, ähnlich den Tarzan-Seilbahnen auf deutschen Spielplätzen. In der Erwachsenen-Version sind die Seile allerdings mehrere hundert Meter lang und über ganze Täler gespannt. Man hängt in einem Harness am Seil, eine Hand liegt auf der Bremse. Wer sie dort nicht hat, droht am Ende des Seils gegen einen Baum zu knallen. Es heißt, das passiere öfter.

Das Baumhaus ist nur per Zip-Line erreichbar.
Das ist die Schattenseite. Das Licht sieht so aus: Es ist ein Riesen-Spaß, sich auf diese Weise fortzubewegen. Fliegen ist toll! Kreischend und jauchzend rauschen die Touristen durch den Regenwald. Kein Wunder, wenn die Gibbons ruhigere Gegenden bevorzugen. Wir jedenfalls sehen keine und hören auch keine...

Das tut dem Spaß freilich keinen Abbruch. Zumal der Abenteuer-Faktor noch erheblich durch unsere Unterkünfte gesteigert wird. Wir schlafen in zwei- bzw. dreistöckigen Baumhäusern, bestimmt 20 Meter über dem Boden. Auch sie sind nur per Zip-Line erreichbar. Der Clou: Es gibt sogar fließend Wasser, geduscht wird mit kilometerweitem Blick über den Dschungel. Essen und Getränke "fliegen" unsere Tour-Guides aus nahe gelegenen Küchen ein, die von Einheimischen betrieben werden.

Und so wandern und gleiten wir durch den Dschungel. Zweieinhalb Tage dauert der Spaß, dann schweben wir zurück in die Zivilisation. Ebenjener hat allerdings auch einen stolzen Preis. 220 Euro sind für laotische Verhältnisse ziemlich gepfeffert. Immerhin versprechen die Organisatoren, den Gewinn zum Schutz des Urwaldes einzusetzen. Ich hoffe mal, dass das stimmt. In diesem Fall hätte die ganze Sache sogar dann einen Sinn, wenn die Kritiker recht haben. Und zwar jene, die meinen, es handele sich beim Gibbon Experience nur um einen verkappten Funsport-Park. So oder so: Gibbons werde ich wohl erst beim nächsten Besuch im Zoo zu sehen bekommen...

Homepage vom Gibbon Experience

Im Baumhaus gibt's gar fließend Wasser, geduscht wird mit Blick auf den Urwald (hinter dem Bretterverschlag im Bildhintergrund).

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