Mittwoch, 9. März 2011

Heile Welt in Siem Reap

Baum überwuchert Gebäude: der Ta Prohm-Tempel unweit von Angkor Wat.
Kambodscha ist ein geschundenes Land. Zwar wird seit einigen Jahren relativ wenig geschossen, auch weil sich die Roten Khmer mittlerweile aufgelöst haben, aber längst ist nicht alles in Ordnung. Korruption, Armut, Kinderarbeit, mangelhaftes Rechtssystem, die Lebenserwartung immer noch unter 60 - nur einige Stichwörter von vielen. Bloß in Siem Reap herrscht heile Welt. Für die Touristen. Sie kommen in Strömen, um die heiligen Tempel um Angkor Wat zu sehen, die sich ganz in der Nähe befinden.

Es sind derart viele, dass Macchu Pichu dagegen fast wie eine öde Einsiedelei wirkt. Bart und ich fangen mit einem Sonnenuntergang an: Als heißer Tipp wird eine auf einem Hügel gelegene Tempelanlage westlich von Angkor Wat gehandelt, dort soll der Sunset besonders schön sein. Der Tipp ist so heiß, dass sich dort oben die Menschen, weil es so voll ist, beinahe gegenseitig herunterschubsen. In nur fünf Minuten bin ich ungewollt mehrere Dutzend Male "aus Versehen" mitfotografiert worden - es ist unmöglich, allen Kameras aus dem Wege zu gehen. Etwas frustriert fahren wir vorzeitig zurück in den Ort.

Gedrängel auf Tempel: Hunderte warten auf den Sunset...
...manchem Beobachter entgleiten derweil die Gesichtszüge.
Dort lernen wir die Pub Street kennen, die ist, wie sie heißt - eine Kopie der einschlägigen Vergnügungsmeilen von Playa del Ingles bis Patong Beach. Dass sie sich mitten in Kambodscha befindet, merkt man allenfalls an den verstümmelten Minenopfern, die auf der Straße musizieren und um Spenden bitten.

Durch diese heile Welt muss man also durch, wenn man das Unesco-Weltkulturerbe mit den dutzenden Tempelanlagen sehen will. Diese freilich lohnen sich, vor allem an den beiden folgenden Nachmittagen kommen wir auf unsere Kosten. Während sich die meisten anderen Touristen zum Sonnenuntergang auf irgendeinem anderen heiß gehandelten Aussichtspunkt versammeln (obwohl die Sonne regelmäßig schon eine halbe Stunde vor Termin in den Wolken verschwindet), genießen wir es, beinahe allein durch andere Tempelruinen zu spazieren. Mitten im Wald, in leichtem Dämmerlicht, bezaubernd! Mehrmals fühle ich mich an die Maya-Ruinen in Mexiko und Guatemala erinnert.

Fisch-Spa: Die kleinen Kerle kitzeln mächtig.
Ansonsten versuchen wir erst gar nicht, der rummeligen Parallel-Welt in Siem Reap zu entgehen, sondern stürzen uns mitten hinein. Womöglich haben wir nach Vientiane noch Nachholbedarf... Hier versuche ich auch etwas, was es in Thailand an jeder Ecke gibt, ich aber noch nie probiert habe: Fisch-Spa. Ich tunke meine Füße also in ein Aquarium mit vielen kleinen beziehungsweise mittelgroßen Putzerfischer. Die machen sich auch prompt an die Arbeit. Das kitzelt derart arg, dass es mich beinahe zerreißt. Ansonsten ist die Sache zwar absolut nutzlos, aber den Lacher war's wert...

Heute morgen haben sich dann unsere Wege nach einer gemeinsamen Woche wieder getrennt: Bart fährt weiter nach Vietnam, ich zurück nach Bangkok zu Guido. Der Umweg hat zwei Gründe: einerseits geht es wegen meines China-Visums nicht anders, zum anderen wird meine neue Kreditkarte zu Guidos Adresse geschickt. Ob sie wohl rechtzeitig dort ankommt?

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