Samstag, 26. Februar 2011

First Foto, then looking!

First looking oder first Foto? Verhandlungsgespräche zwischen Tourist und Longneck-Frau.
Es gibt gute organisierte Touren. Die in Australien zur Grand Ocean Road war so eine. Reiseleiterin, Gruppe, Programm, alles hat gestimmt. Vorteil solcher Fahrten: Sie sparen Zeit. Und die ist knapp. Nur zwei Tage habe ich in Chiang Mai. Den einen erkunde ich die Stadt in Thailands Norden zu Fuß, den anderen mache ich eine Tour ins Umland. Die freilich gehört zur Sorte "besser nicht".

Ob in Ägypten, Malaysia, Mexiko oder Gambia: Diese Touren sind auf der ganzen Welt gleich - Verkaufsveranstaltung reiht sich an Verkaufsveranstaltung, unterbrochen von der Massenabfütterung am Buffet und einen hochnotpeinlichen Besuch in einem Eingeborenendorf.

Auf Donsao gibts vor allem Ladenhüter zu kaufen.
Wenn man in eine solche Tour gerät (weil man womöglich zu faul war, sich vorher besser zu informieren), hilft nur noch eines, um den Tag seelisch unbeschadet zu überstehen: blanker Zynismus.

Fangen wir also mit den Mit-Reisenden an. Da ist etwa das Pärchen, deren Kleidung kontroverse Botschaften vermittelt. Er trägt eine grüne Mütze mit rotem Kommunistenstern. Sie ein rotes T-Shirt, auf dem fett der Markenname Abercrombie prangt. Sicherlich haben die beiden spannende politische Diskussionen bei Tisch: "Alle Menschen sind gleich!" Darauf sie: "Ich find' Abercrombie aber toll!" Okay, es kann auch sein, dass beide einfach noch keinen Gedanken daran verschwendet haben, was sie warum anziehen. Das hätten sie dann mit denjenigen gemeinsam, die sich mit dem ewig gleichen Che Guevara-Konterfei schmücken. Gleich, ob es auf Mützen, Shirts oder Taschen prangt, die Botschaft ist immer dieselbe: Man tickt links. Das sei auch jedem gegönnt. Aber ein Mörder und Stalin-Verehrer taugt nicht zur Heldenverehrung. Das jedoch nur mal so am Rande...

Sehr lieb gewonnen habe ich auch ein anderes Paar. Durch einen kurzen Dialog haben sie mir den Tag verschönt. Er ereignete sich im Dorf der Longneck-Menschen. Dabei handelt es sich um ein Völkchen, das sich traditionell durch das Anlegen metallener Ringe die Hälse verlängert. Es stammt angeblich aus Myanmar, hat sich aber aus politisch-wirtschaftlichen Gründen in Thailand angesiedelt. Dort betreibt man eine Siedlung aus Verkaufsständen, die aus zwei Teilen besteht. Hüben dürfen die sparsamenTouristen einkaufen, bedient von Frauen mit normal langen Hälsen. Nur wer 200 Baht drauflegt, darf über den Fluss nach drüben, wo die Longneck-Frauen verkaufen.

Sonnenklar: Eine peinliche Situation jagt die nächste. "Looking!", fordert eine Longneck-Frau das Touristen-Pärchen auf, näher an die Ware heran zu treten. Die wollen aber bloß ein Foto von der Frau machen, antworten daher: "First Foto, then looking!" Einfach legendär das...

Erinnerungsstück auf Holzdeckel: Muss das sein?
Eine weitere Verkaufssiedlung gibt es auf der Mekong-Insel Donsao, die zu Laos gehört und die wir per Ausflugs-Boot erreichen. Um den Touris das Geldausgeben zu erleichtern, darf man völlig ohne Ein- oder Ausreiseformalitäten dorthin. Hauptsache der Rubel, pardon: der Kip rollt.

Kurios: In diesem Dorf hat man sich offenbar auf Ladenhüter spezialisiert. Viele der feilgeboteten Waren ruhen unter einer dicken Staubschicht. So etwa die Briefmarken-Sets (sammelt noch irgendjemand Briefmarken?), die Lacoste-Shirts (trägt noch irgendwer Lacoste?) oder die Postkarten mit Gilb-Rand (verschickt noch jemand... *ganzlauthust).

Zur Krönung des Tages gibt es dann noch was Persönliches: Beim Weg zum Boot wurden alle Reiseteilnehmer abgeknipst und das jeweilige Konterfei anschließend auf einen runden Holzdeckel geklebt, umrahmt von allerlei Folklore-Motiven. Das Ganze ist für nur 100 Baht käuflich zu erwerben. Und wieder war ich zu schwach...

Mir reicht's, genug davon! Ab nach Laos!

Wat Pra Singh-Tempel in Chiang  Mai.

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