Dienstag, 22. März 2011

Die KP ist schuld

Der Westlake in Hangzhou ist DIE Touristen-Attraktion in diesem Teil Chinas.

Ich glaube, die Parteitage der KP in China sind schuld. In den Tagesschau-Berichten sehen die immer aus wie UdSSR anno 1975. Eine bessere Erklärung habe ich leider nicht für meinen großen Irrtum. Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht den blassesten Dunst, wieso ich noch bis vor kurzem glauben konnte, China sei auch nur ansatzweise kommunistisch. Das Einzige, was in diesem Lande augenscheinlich vom Kommunismus übrig ist, sind die Propaganda-Reklame-Motive aus den 50er- und 60er-Jahren, die als History-Kitsch bevorzugt Streichholzschachteln und Notizhefte zieren. 

Okay, es gab noch eine Situation, in der ich mich an DDR und Kuba erinnert gefühlt habe: Als ich bei der Bank of China thailändische Baht umtauschen wollte. Das hat 20 Minuten verbraucht sowie fünf Durchschläge. Drei Unterschriften waren nötig (u.a. um zu bestätigen, dass ich den aktuell gültigen Wechselkurs akzeptiere) und außerdem musste ich meinen Reisepass erklären. Kurios: Darin steht zwar in elf Sprachen, dass das Ding ein Reisepass ist (wahrscheinlich wegen der immensen Verwechslungsgefahr), aber die Nationalität gibt's nur in einer Sprache, nämlich auf Deutsch. Das Wort "german" taucht in dem ganzen Dokument nirgendwo auf. Mit "deutsch" können aber viele im Ausland (nicht nur in China) nichts anfangen. "Deutsch means german in german" ist mittlerweile einer meiner Lieblingssprüche...

Kommunisten-Kitsch
Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich von Hangzhou (sprich: Handschou) erzählen. Diese Stadt ist einfach entzückend, wunderhübsch, geradezu reizend. Schade, dass diese Worte schon so abgegriffen sind. Sie hätte bessere verdient. Wegen der fein restaurierten Altstadt, vor allem aber für den Westlake. So heißt ein großer See, der mehr ist als nur ein Naherholungsgebiet. Eigentlich ist das ganze Areal ein einziger großer chinesischer Park. Mit Tempeln, kleinen Gärtchen, großen künstlichen Landschaftsbrücken, Aussichtstürmen - und alles wunderbar hergerichtet. 

Sechs Stunden laufe ich um den See herum und komme aus dem Staunen kaum raus. Überall gibt es etwas zu sehen, Ein-, Aus- und Durchblicke. Es ist Regenwetter, doch obwohl ich nach einer guten Weile nasse und kalte Füße habe, gehe ich immer weiter. Die Atmosphäre ist einzigartig. Finden offenbar auch die anderen Besucher, es spazieren noch einige mit Freude durch den Regen. Ich will gar nicht wissen, was hier im Sommer los ist. Die Stadt ist einer der Touristenmagneten hierzulande.

Allerdings nur für Chinesen. Westliche Ausländer? Fehlanzeige. Ich fühle mich nicht nur wie ein Exot, ich bin einer. Mehrmals werde ich von wildfremden Menschen gegrüßt, meist werde ich aber nur unverhohlen angegafft. Zwei Männer indes haben mich tatsächlich darum gebeten, dass ich mich mit ihnen fotografieren lasse. Gern geschehen!

Aber auch unglaublich! Denn das hier ist nicht hinterste Provinz, Hangzhou ist eine Millionenstadt nahe Shanghai und eine DER Touristen-Attraktionen. Einfach zu bereisen, sicher, günstig. Es müsste hier wimmeln von Europäern, Australiern und anderen Travellern. Doch die bevorzugen offenbar Thailand, warum auch immer. In diesem Sinne sende ich Grüße nach Patong Beach - und mache ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Ziel: Suzhou, das Amsterdam Chinas. 

WAS SONST NOCH WAR


Glibber im Strohhalm. Die Wunderwerke der Lebensmittel-Chemie haben mich schon immer fasziniert. China bietet da eine große, neue Spielwiese. Besonders beeindruckt bin ich von der Götterspeise mit Fruchteinlage im Plastik-Töpfchen, die per Strohhalm eingesogen wird. Geschmacksrichtung? Weder schriftlich noch geschmacklich identifizierbar. Aber ich wünsche mir dringend die baldige Markteinführung in Deutschland!

Von wegen Langnasen. Angeblich werden westliche Ausländer von den Chinesen Langnasen genannt. Habe ich jedenfalls schon ein paar Mal in Deutschland gehört. Ob's stimmt? Zweimal frage ich bei passender Gelegenheit Einheimische. Reaktion in beiden Fällen ist lautes Lachen. Sie finden es lustig - und dementieren trotzdem. Hätten sie noch nie gehört, versichern sie glaubhaft. Aber wer weiß, vielleicht habe ich sie am Ende auf eine Idee gebracht!?

Blick über den See auf die Stadt.

1 Kommentar:

  1. Hauptsache, ich habe nicht aus Versehen ne Katze verspeist. Alles andere ist mir wurst! :-)

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