Sonntag, 30. Januar 2011

Vollschmarotzer in den Highlands

Eine Rafflesia: Die Blüte wächst neun Monate heran und blüht dann nur sieben Tage. Ein selten zu findender Vollschmarotzer.

Was mache ich eigentlich hier? Welcher Teufel hat mich bloß geritten, um die halbe Welt zu reisen, damit ich jetzt klatschnass und frierend durch den strömenden Regen laufe? Irgendwo im malaysischen Regenwald auf der Suche nach irgendeiner Blume. Weshalb bin ich nicht einfach zu Hause geblieben, daheim im kuscheligen Bett?

Wem das jetzt bekannt vorkommt, hat ein gutes Erinnerungsvermögen. Schon einmal bin ich bei strömendem Regen durch den Urwald gelaufen, derweil sich mein Weg in einen Bachlauf verwandelt hat. Schuhe nass, Hose nass, alles nass, alles kalt. Das war im Oktober in Kolumbien (siehe Eintrag über die Ciudad Perdida). Und eigentlich war ich der Meinung, dass einmal genug ist.

Nun also das Dejavu in den Cameron Highlands, dem Hochland im Westen Malaysias. Diesmal hat mich ein Superlativ in den Regenwald gelockt: Wir suchen die größte Blume der Welt. Das jedenfalls behauptet der Veranstalter der Ein-Tages-Tour. Und ich bin einer von zehn Touris, die die Rafflesia sehen wollen. Selbstverständlich hat niemand Wanderschuhe dabei, die wären auch viel zu schwer im Gepäck. Und genutzt hätten sie auch nichts, allenfalls Gummistiefel wären in dem Schlamm sinnvoll gewesen.

Die Schuhe sind bis heute noch nicht wieder trocken.
Trotzdem halten wir durch. Und irgendwann hat sie unser einheimischer Führer gefunden: eine wunderschöne rote Pflanze, die nach Aas riecht, um Fliegen anzulocken - zwecks Bestäubung. Die Blüten können bis zu einen Meter Durchmesser erreichen und wachsen zwischen neun Monaten und einem Jahr heran, um dann nur sieben Tage zu blühen. Weil es auch nicht sehr viele gibt, sind die Blumen nur sehr schwierig zu finden.

Blumen? Während wir auf dem Rückweg durch den glitschigen Schlamm balancieren eröffnet uns unser Guide, dass die Blume gar keine Blume ist, sondern bloß ein Pilz. Auf meine Frage, ob es sich wenigstens um den größten Pilz der Welt handele, verneint er. Es gebe wohl größere...

Egal, ich finde der Ausflug hat sich trotzdem gelohnt. Zumal die Internet-Recherche ergibt, dass es sích in Wirklichkeit um einen "zweihäusigen Vollschmarotzer" handelt, der von den Wolfsmilchgewächsen abstammt. Aber das sind Feinheiten, vorerst habe ich ein dringenderes Problem: Ich muss meine Schuhe trocknen. Und das gestaltet sich hier äußerst schwierig.

Ich habe mein Quartier im Ort Tanah Rata und hier regnet es seit drei Tagen ununterbrochen. Weil wir uns auf über 1000 Meter befinden, ist es zwar schön kühl - aber nichts trocknet. Zwei Tage ist der Ausflug in den Dschungel jetzt her und nicht mal meine Socken sind getrocknet, gewscheige denn die Schuhe. Im Gegenteil: Trockene Sachen werden feucht, obwohl sie im Zimmer liegen.

Deshalb ist hier nach drei abwechslungsreichen Tagen Schluss (besonders schön anzusehen sind die Teeplantagen, die von den britischen Kolonialherren einst angelegt wurden), bevor mir alles wegfault. Heute geht es weiter nach Georgetown auf der malaysischen Insel Penang. Dort will ich mir das chinesische Neujahrs-Fest ansehen. Warm und trocken soll es dort auch sein...

Herrllich anzuschauen: Tee-Plantage in den Cameron Highlands.

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