Freitag, 7. Januar 2011

Pinguin-Parade

Fotos darf man keine machen von der Pinguin-Parade, dafür gibt's im Souvenir-Shop alles rund um den Vogel.
Große Teile von Australien sind abgesoffen, und die Fluten scheinen immer noch kein Ende zu nehmen. Doch Melbourne ist zum Glück weit weg. Hier scheint die Sonne warm vom Himmel - ich kann mein Sightseeing-Programm trockenen Fußes fortsetzen. Gestern Abend stand etwas ganz besonders Skurriles auf dem Programm: die Pinguin-Parade auf Phillip Island.

Nach den vielen Pinguinen, die ich rund um Puerto Madryn gesehen habe, wollte ich mir das eigentlich schenken, nach mehrfacher Empfehlung durch andere Reisenden bin ich dann doch hin. Zum Glück. Sonst könnte ich nicht von diesem unfassbaren Strand-Auftrieb berichten, den die Spezies Mensch dort veranstaltet. Im Stile einer Open-Air-Show wird hier dem Pinguin an sich gehuldigt.

Manche fotografieren sich auch einfach vorm Werbeplakat.
Der Anlass ist banal: Jeden Abend kehren  tausende Pinguine aus dem Meer zu ihren Nester zurück, wobei sie ein paar hundert Meter über Strand und durchs Gesträuch watscheln. Man hätte - wie in Argentinien - einfach ein paar Stege durch die Pinguin-Kolonie anlegen können, und gut wär's. Stattdessen ganz großes Kino: Wie in demselben müssen alle Besucher erstmal durch eine große Eingangshalle - vorbei an Popcorn-, Eis- und Pommes-Ständen, natürlich dem Souvenir-Shop und, ja auch das gibt's, einer kleinen Ecke mit Infos über Pinguine. Direkt neben den Toiletten. Wie praktisch.

Weil bei dem Event keine Fotos gemacht werden dürfen, drängeln sich ganze Familien in der Blue-Box, um sich per digitaler Technik und für zehn Dollar neben ein paar Pinguinen platzieren zu lassen. Maßstabsgetreu oder nicht, völlig egal.

Ist die Haupthalle passiert, trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer für die Vip-Tickets 14 Dollar, beziehungsweise für die Super-Vip-Tickets 44 Dollar Aufschlag bezahlt hat (inklusive Kalt-Getränk!), darf in einen separaten Bereich am Strand, mit besserem Blick auf die Pinguine.

Der Pöbel (inklusive meiner selbst) veranstaltet derweil eine Menschen-Parade. Über diverse Stege geht es im Gänse-Marsch zu den zwei großen Beton-Tribünen, die am Strand aufgebaut sind. Es sind deutlich mehr als 1000 Erwachsene und Kinder, mit Bussen aus Melbourne herangekarrt, die sich dort um den besten Blick drängeln. Für Rollstuhlfahrer gibt es extra Plätze. Mehrere Ordner sorgen dafür, dass im Lichte der großen Scheinwerfer alles seinen geregelten Gang geht.

Auch auf die Pinguine ist Verlass. Es ist noch ein Restlicht der Dämmerung vorhanden, als die ersten Gruppen wie angekündigt um 21.15 Uhr aus dem Wasser auftauchen und an den Strand watscheln. Ein Raunen geht durch die Reihen, obwohl die Tierchen bestimmt an die hundert Meter weit von der ersten Sitzreihe entfernt sind. Wer hinten und oben steht, erkennt nur ein paar laufende Punkte, die hintereinander her wackeln.

Kurz danach kommt Bewegung in die Angelegenheit. Das Publikum verteilt sich auf dem ganzen Gelände, um die Pinguine von Näherem zu betrachten. Das ist möglich, weil die Stege an deren Hauptrouten aufgebaut wurden. Von den vielen Menschen hinter den Zäunen lassen sich die Vögel nicht stören, zielstrebig laufen sie in Richtung ihrer Nester. Auf der anderen Seite werden Eis und sonstige Snacks verzehrt. Kinder lachen und spielen fangen. Volksfeststimmung. Das "award-winning experience" ist ein echtes Spektakel.

Man hätte es wie in Argentinien auch einfach auf das Wesentliche beschränken können. Aber in dieser Hinsicht sind die Aussies den Amis ähnlich: Sie lieben das Hohe, Schnelle, Weite. So viel Vogel muss sein...

Die Homepage zur Show
(garantiert ohne Fotos von den Beton-Tribünen auf der Startseite)

1 Kommentar:

  1. Toll, na ja, die Natur muss man auch erleben, du warst auch dabei oder? aber wenn du es so erzählst, dann sieht es etwa zu viel aus! gar nicht schön! besonders für die arme Tiere, die wollen ja ihre Ruhe haben, die sollte man in der Art nicht stören! besser Infraredkameras und alle Beobachter in der sicheren Entfernung!
    Gruß
    Luis felipe

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