Mittwoch, 26. Januar 2011

Kuala Lumpur: Hauptstadt von irgendwas

Schön? Das liegt im Auge des Betrachters. Auf jeden Fall sind die Petronas-Türme ein Hingucker.
Kuala Lumpur? Ist das ein Staat oder die Hauptstadt von irgendwas? Wurde ich neulich tatsächlich gefragt. Und ich muss gestehen: Bis vor kurzem wusste ich es selbst nicht. Jetzt kann ich allen, die es wissen wollen, sagen: Kuala Lumpur ist die Hauptstadt von Malaysia und heißt übersetzt soviel wie: Zusammenfluss von zwei schlammigen Flüssen. Mit dieser beinahe poetischen Beschreibung ist auch schon fast alles gesagt.

Vielleicht noch soviel: Die beiden Bachläufe sind inzwischen komplett in Beton kanalisiert - und das Leben in dieser Stadt auch. Für Fußgänger ist nicht viel zu gewinnen. Es ist hier einfach nicht vorgesehen, dass sich die Menschen auf zwei Beinen statt auf Rädern fortbewegen. Und so wirkt Kuala Lumpur anfangs etwas sperrig. Es öffnet sich nicht sofort liebreizend wie Singapur. Es gibt keinen roten Teppich, der einen direkt an die nächste Kasse führt. Man muss sich die Stadt erkämpfen.

Shopping-Mall mit Achterbahn.
Überhaupt wirkt sie ein bisschen wie eine misslungene Kopie der Nachbar-Hauptstadt im Süden. Längst nicht so perfekt geleckt und adrett. Das darf man hier freilich nicht laut sagen. Singapur ist nicht sonderlich beliebt. Kein Wunder: Schließlich hat man jene Insel in den 60er-Jahren aus den gemeinsamen Verbund rausgeschmissen. Und jetzt liegen die Geschmähten im Vergleich weit vorne. Dumm gelaufen!

Eine Ausnahme allerdings gibt es: Im Bau irrsinniger Shopping-Center ist Malaysia mindestens ebenbürtig. Der Gipfel skurriler Malls trägt den Namen "Times Square". Es handelt sich um einen zehngeschossigen Konsumtempel mit integriertem Vergnügungspark - inklusive Karrussel, Raupe und Achterbahn. Mit Tempo 80 rauschen die Fahrgäste quasi an der Auslage vorbei.

Verwunderlich ist, dass die Bahn in einem Rutsch von Anfang bis Ende durchfährt. Man hätte doch auch in verschiedenen Stockwerken einen kurzen Halt zum Einkaufen machen können! Zum Beispiel direkt nach dem Looping. Ich höre schon die Stimme säuseln wie im Kaufhof-Aufzug: "Dritte Etage: Miederwaren, Trikotagen, Kotztüten". Und dann geht die Fahrt ungebremst weiter in den "Food-Court" zum Nochmal-Essen. Eine Traum-Mall für Models!

Im Vogelpark: Ungebetener Besuch zwickt mich ins Ohr.
Zugegeben, Kuala Lumpur hat auch noch den höheren Wolkenkratzer: die Petronas-Türme, die höchsten Zwillingstürme der Welt. Schön? Auf jeden Fall bemerkenswert! Wie sie im Sonnenlicht glitzern und im Dunkeln leuchten... Hat schon was! Keine Erklärung habe ich freilich dafür, warum sich hunderte Menschen am frühen Morgen stundenlang in eine Schlange einreihen, damit sie nachmittags vielleicht auf die Aussichtsetage dürfen. Das Panorama unterscheidet sich sicherlich nicht gar so dolle vom benachbarten Fernsehturm in selber Höhe. Bloß dass es da keine Schlange gibt...

Mir soll es egal sein. Ich fahre morgen sowieso weiter. Es geht in die Berge, in die Cameron Highlands...

Was sonst noch war: Meine schrägen Top 5
1. In Chinatown auf einer Litschi ausgerutscht und dabei das Handgelenk verstaucht. Merke: Mit den Armen ums Gleichgewicht zu rudern, sieht nicht nur lächerlich aus, wenn man einen 20-Kilo-Rucksack trägt, es ist auch vollkommen sinnlos.

2. Apropos Chinatown: In jedem chinesischen Laden dieser Stadt läuft offenbar dasselbe Lied - wie ferngesteuert. Eine einfache Melodie, unterlegt mit einem eingängigen, leicht angestaubten Pop-Sound, gesungen von provozierend fröhlichen Frauen und Männern. Als wenn Deng Xio Ping eine Nationalhymne bestellt hätte. Oder handelt es sich womöglich doch um verschiedene Lieder, die bloß alle gleich klingen? Ich bin absolut ahnungslos...

3. Auch das noch: Nicht nur, dass am Eingang des großen (und auch uneingeschränkt empfehlenswerten) Vogelparks eine große Reklame des örtlichen Hähnchenbräters "Nuget Ayam" hängt (oberes Bild), bei Feierabend kommen mir die Mitarbeiter auch noch mit Kentucky Fried Chicken-Tüten entgegen. Da bekommt die Redewendung "Arbeit mit nach Hause nehmen" eine ganz neue Bedeutung (unteres Bild).


4. Nochmal Chinatown: Dort gibt's nicht nur billige Raubkopien von Calvin Klein bis Rolex, sondern auch das billigste Bier der Stadt (weil die Konfuzen damit weniger Probleme haben als die Muselmanen). Das führt - laut Kellner - vor allem drei Nationalitäten an die Tische: Deutsche, Österreicher und Engländer - in dieser Reihenfolge, das sagt wohl alles.

5. Hasen-Fratzen: Malaysia ist zwar ein islamisches Land, in Kuala Lumpur stellen aber Chinesen die Mehrheit. Die feiern bald Neujahr. Schon jetzt kündigt sich das Jahr des Hasen mit allerlei langohrigen Figuren an. Eine hässlicher als die andere. Zum Glück feiern die Konfuzen kein Ostern, das wäre dieses Jahr der absolute Overkill geworden. In einer Facebook-Foto-Galerie zeige ich die schlimmsten Hasen:

Bilder von hässlichen Hasen

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