Donnerstag, 13. Januar 2011

Das rote Herz ergrünt

Als würde er in der Sonne rosten: der Ayers Rock.
Land unter in Down under! (Sorry, der Elfmeter musste rein!) Das ganze Land kennt nur noch ein Thema: die seit Wochen andauernden Überschwemmungen im Nordosten des Landes, die mit der Flutung Brisbanes ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Zeitungen drucken Sonder-Ausgaben, die Fernseh-Reporter berichten aus dem Kanu, die Gouverneurin von Queensland bricht vor laufenden Kameras in Tränen aus und bei der großen Spenden-Gala am Samstagabend rückt die Nation demonstrativ zusammen.

Hier in Melbourne ist die Lage zum Glück noch einigermaßen entspannt. Der Yarra-River steigt ebenfalls, wird aber wohl nicht über die Ufer treten. Trotzdem zeigen die regionalen TV-Nachrichten per Computer-Simulation, welche Stadtteile als erste absaufen würden. Die Tennisspieler der am Montag startenden Melbourne Open sammeln Spenden bei einem karitativen Auftritt.

Das Fernsehen berichtet rund um die Uhr über die Flut.
Auch anderswo führt der viel Regen zu ungewöhnlichen Ansichten. Etwa im Outback, wo ich die vergangenen fünf Tage verbracht habe. Sogar dort hat es geregnet. Das rote Herz Australiens ist ergrünt. Die sonst wüstenähnliche Landschaft gleicht zurzeit eher der Lüneburger Heide.

Drei Tage dauert die Tour zum Kings Canyon, den Olgas-Bergen und Ayers Rock. Wobei mich Letzterer überrascht, denn ich hatte ihn im dringenden Verdacht, einfach bloß ein Felsen zu sein, der in der Gegend rumsteht. Doch die Aussichten sind außerordentlich. Auf den ersten Blick hat das Gestein eine glatte, rote Oberfläche. Aus der Nähe dann sieht es aus, als würde es rosten. In wunderbarem Konstrast dazu stehen die Löcher, Sprünge und Risse, die den Fels durchziehen. Wir umrunden Ayers Rock, staunen über die vielen unterschiedlichen bizarren Formationen - und werden von den Schauern buchstäblich kalt erwischt.

Hunderte schauen zu: Sonnenuntergang im grünen Outback.
Zum Sonnenuntergang formieren sich rund 500 Touristen verschiedener Alters- und Geld-Klassen in einigen Kilometern Entfernung, um den Felsen von dort aus erröten zu sehen. In den exklusiven Runden werden Champagner und Häppchen dazu gereicht, es gibt Klapp-Stühle. Wir haben Dosen-Bier. Pech: In den letzten zehn Minuten schiebt sich eine dicke Wolke vor die Sonne. Schee ist es trotzdem...

1500 Kilometer reißen wir in den drei Tagen ab. Geschlafen wird unter freiem Himmel am Lagerfeuer in einer Art Outdoor-Schlafsack. Und obwohl behauptet wird, Australien sei das Land mit den meisten todbringenden Tieren, bekomme ich nicht mal eine Schlange zu sehen.

Und daraus wird wohl auch nichts mehr. Seit heute bin ich zurück in Melbourne - und ziemlich froh, dass ich einen Abstecher an die Ostküste erst gar nicht geplant hatte...Cheers!
Noch nie gesehen schön: der Kings Canyon.

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