Mittwoch, 22. September 2010

Ritt auf dem Vulkan

Ich habe ja schon eine ganze Reihe von Aktivitäten hinter mir, die in Deutschland längst verboten wären. Einen unterirdischen Wasserfall raufkraxeln, nur mit einer Kerze in der Hand? Undenkbar daheim. Das gilt vermutlich auch fürs Vulcano Boarding - das in Ermangelung geeigneter Vulkane in Deutschland allerdings sowieso keine Zukunft hat. In Nicaragua freilich erfreut sich diese Sportart wachsender Beliebtheit.

Tägliche Touren werden von verschiedenen Veranstaltern angeboten, Ziel ist der Vulkan Cerro Negro in der Nähe von León, einem hübschen Städtchen aus der Kolonialzeit. Das Besondere: Auf einer Seite des Vulkans ist die Asche fast so fein wie Sand. Mit Hilfe speziell konstruierter Holzbretter rasen vergnügungssüchtige Tweens (vorwiegend Europäer) den Buckel runter. Es heißt, die Rekordgeschwindigkeit liege bei 80 Stundenkilometern.

Klingt skurril, also bin ich mit von der Partie. Auch wenn ich auf die Abfahrt selbst gar nicht so scharf bin. Geschwindigkeitsrausch ist nicht meine Sache. Aber zunächst geht sowieso alles ganz langsam. Der Aufstieg mit Brett dauert allein schon rund eine Stunde. Aber er lohnt sich, weil die Aussicht spektakulär ist. Wir schauen in einen Vulkan mit zwei Kratern, die von verschiedenen Ausbrüchen herrühren.


Dann gehts los: Erst gibts eine kurze Einführung ins Vulcano-Boarding - wie wird gelenkt, wie gebremst -, dann müssen wir extrem modische Mehrzweck-Anzüge in orange anlegen. Dazu noch eine Taucherbrille, damit wir bei der Abfahrt keine Asche in die Augen bekommen. Einer nach dem anderen rutscht hernach den Vulkan herunter. Mir ist die Sache nicht ganz geheuer, weshalb ich mich aufs Bremsen verlege. Mit handgestoppten 29 Stundenkilometern holpere ich die etwa 400 Meter lange Strecke hinab. Nach etwa drei Minuten ist alles vorbei.

Für mich ist das Ganze ein sehr begrenzter Spaß. Schnell mag
ich nicht. Asche im Mund auch nicht. Die anderen sind da schon mit mehr Begeisterung dabei. Der Mutigste bringt es immerhin auf 53 km/h. Auch den einen oder anderen Sturz gibt es. Aber der Untergrund ist so weich, dass niemandem etwas passiert. Die Stimmung ist heiter bis ausgelassen. Auch bei mir, denn ich bin froh, dass ich heile unten bin - wenn mir auch attestiert wird, dass ich der zweitlangsamste von 27 war.

Olympisch wird diese Sportart nie, so viel ist sicher. Ob man sie überhaupt braucht, da bin ich vermutlich anderer Meinung als die jungen amüsierfreudigen Europäer. Aber zumindest war die Aussicht toll...


Mehr Infos über Vulkan-Boarding gibt's hier

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