Samstag, 2. April 2011

Der Wandel kommt bestimmt, irgendwann

Geschichte mit Gesicht: Kein Krieger der Terracotta-Armee gleicht dem anderen.

Da stehen sie nun die Krieger, aufgereiht wie die Orgelpfeifen, und sollen ihren Kaiser beschützen, der vor rund 2000 Jahren starb. Seine Terracotta-Armee ist eine der wichtigsten historischen Stätten Chinas, nahe der Stadt Xi'an, die ich zurzeit besuche. Doch wie ich den Figuren von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehe, sind mir die Lebenden gerade viel wichtiger.

Yuan ist 24 Jahre alt, ich habe ihn zufällig im Linienbus zur Ausgrabungsstätte kennengelernt. Wir unterhalten uns schon die ganze Zeit sehr angeregt. Doch ausgerechnet in der Haupthalle, wo 1800 Krieger versammelt sind, kommen wir zum Kern. Üblicherweise reden Chinesen nicht gern über Politik, schon gar nicht mit Ausländern. Dieser hier aber nimmt kein Blatt vor den Mund.

Er studiert Kommunikation und nutzt die Semesterferien, um im Land herumzureisen. Was er später mal arbeiten möchte? Vielleicht etwas in Richtung Organísation, bei einer Firma. Journalist, darüber habe er wohl auch nachgedacht. Offizielle Sichtweisen zu verlautbaren, das aber wäre nicht sein Ding. Den meisten Chinesen sei bewusst, dass sie von der Regierung stets nur die halbe Wahrheit erführen. Er wolle sich nicht zu deren Büttel machen. Und wenn er ins Ausland ginge, immerhin spricht er gut Englisch? Nein, er will in der Nähe seiner Eltern bleiben, die würden bald alt sein und Pflege brauchen. Viel Hoffnung auf eine baldige demokratische Wende in seiner Heimat hat Yuan Zeng nicht. Ja, es gebe einen Wandel - und der werde letztlich auch zur Öffnung des Landes führen. Aber das könne 50 Jahre, 80 Jahre, vielleicht auch 100 Jahre dauern.

 
Und so diskutieren wir, während wir an den Ton-Kriegern vorbeischlendern. Jeder von denen hat übrigens ein eigenes Gesicht, einen eigenen Charakter. Spannend, die Vergangenheit! Genauso wie die Gegenwart...

Spaziergang auf der alten Stadtmauer von Xi'an.

WAS SONST NOCH WAR

Ifon-Klon. Es ist Zeit für ein neues Handy. Und weil man auch Raubkopien am besten an der Quelle kauft, habe ich in China mittlerweile schon jeden zweiten Handy-Shop besucht. Zwecks Preisvergleich. Lange habe ich geschwankt zwischen dem original Samsong und den Konkurrenz-Modellen von Nokai, Sony Eirricson und dem Ifon. Allerdings sahen die Teile alle nicht sonderlich stabil aus. Also habe ich mich schließlich für das M9 von Meizu entschieden. Das ist ein seriöser und gut gemachter I-Phone-Klon. Sieht aus wie ein I-Phone, hat dieselben Funktionen - aber ist fast die Hälfte billiger. Schlechtes Gewissen wegen Apple? Nicht die Bohne!
 


Besser als ein Samsong: Mein Iphone-Klon.
Meine Bank gegen China. Ups, da muss ich wohl drei Mal die falsche Pin am Geldautomaten eingegeben haben. Teilt mir meine Bank per Mail mit. Ist mir gar nicht aufgefallen. Okay, die Tastenfelder an den Automaten hier sind alle mit einer Metallplatte abgedeckt, damit niemand spicken kann. Womöglich habe ich selbst nicht so genau hingesehen. Gleichwie, ich solle bitte die Hotline anrufen. Das gestaltet sich schwierig: Mit meiner chinesischen Mobil-Nummer kann ich nicht nach Deutschland telefonieren, mit meiner deutschen auch nicht. Also begebe ich mich in einen Call-Shop. Ein Mitarbeiter aus dem Hostel kommt eigens mit, um zu helfen. Ohne Weiteres ins Ausland zu telefonieren ist nicht vorgesehen. Umstand hin, Umstand her, irgendwann steht die Leitung zur Bank. Doch was muss ich hören? "Gespräche aus Ihrer Region nehmen wir nicht entgegen. Danke für Ihren Anruf!" Ende der Verbindung. Wie? Was? Chinesen dürfen nicht bei der DKB anrufen? Okay, das ist eine Tochter der BayernLB. Aber seit wann hat die was gegen Chinesen? Keine Anrufe bis Ihr die Menschenrechts-Charta erfüllt? Oder welchen Kreuzzug führen die? Ich staune, und erreiche den Bank-Berater meines Vertrauens schließlich per Skype - was jeder Chinese übrigens auch tun könnte. Falls es denn Chinesen gibt, die bei der DKB anrufen wollen...



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