Sonntag, 24. April 2011

Mädchen-Schwarm

Gentleman bei der Arbeit: Zum Schluss machen wir noch Erinnerungsfotos.
Ich warte auf die U-Bahn. Es ist Freitag, früher Nachmittag in Busan, Koreas zweitgrößter Stadt. Abwesend stiere ich übers Gleis auf die Wand. Da spricht mich von hinten jemand an. "Where are you from", fragt die Stimme eines Mädchens. Ich drehe mich um und stehe vor mindestens 20 koreanischen Backfischen, die mich gespannt anschauen. "From germany", antworte ich etwas irritiert. Als hätte ich einen Witz erzählt, entlädt sich die Spannung der Gruppe in lautem, überschwänglichem Gekicher. Zahnspangen blitzen auf, ein Mädchen malt eine große Nase in die Luft. Das soll wohl meine sein...

Ich kann es kaum fassen: Ich bin in eine Ladung pubertierender Mädels aus der Provinz geraten. Die nehmen alles Englisch und ihren ganzen Mut zusammen - und fangen an, mich mit Fragen zu löchern. Was ich in Korea mache, wo ich schon war, wie es mir gefällt. Auch nachdem wir in die U-Bahn eingestiegen sind, bleibe ich umringt von diversen Prinz-Eisenherz-Frisuren, die für 14-Jährige hierzulande offenbar die einzig adäquate Variante sind.

Wohn-Silos zwischen grünen Hügeln: Das ist Busan.
Das Gespräch funktioniert so: Erst stecken einige der Mädchen die Köpfe zusammen und tuscheln ein wenig, dabei wird offenbar die Frage per Gruppenarbeit in verständliches Englisch übertragen. Das Ergebnis wird dann von einem der Mädchen vorgetragen, wobei die Wissbegier immer spezieller wird. Wie ich Avril Lavigne finde (von der ich gerade noch weiß, dass sie singt), welche koreanische Sänger ich am besten finde (da kann ich nicht mal aus Freundlichkeit lügen) oder ob ich ihre Lehrerin hübsch finde (Wie bitte???) und wo ich überhaupt hin will (worauf ich feststelle, dass ich in der völlig falschen Bahn sitze).

Umgekehrt erfahre ich, dass es sich um eine Schulklasse handelt, die auf Klassenausflug ist. Und dass die Mädchen aus einem Ort stammen, der eine Stunde von Busan entfernt ist (und offenbar so weit vom Schuss, dass es dort keine Fremden gibt). Und dass die Teenager jetzt in eine Shoppingmall fahren, bevor es wieder nach Hause geht. Dann machen wir noch rasch ein paar Erinnerungsfotos, bevor meine neuen Freundinnen aussteigen müssen. Sie bedanken sich artig und eine ruft mir sogar zu: "You are really a gentlemen!" Woraufhin der Schwarm kichernder Mädchen verschwindet. Wow! Ich als Mädchen-Schwarm, wer hätte das gedacht...

WAS SONST NOCH WAR

Einlochen statt Einkaufen. Ich dachte, der Shopping-Center-Wahnsinn in Singapur und Malaysia sei nicht mehr zu steigern - und werde in Busan eines Besseren belehrt. Hier gibt es die angeblich größte Einkaufs-Mall der Welt. Sie enthält nicht nur eine Eislaufbahn und einen Park auf dem Dach, sondern auch einen kompletten Golf-Parcour, verteilt auf die Etagen neun bis zwölf. Einlochen statt einkaufen, auch nicht schlecht! 

Zum Abschlagen: Golf-Übungsplatz mit Auffangnetz.

Abschlag üben kann man derweil nur ein paar U-Bahn-Stationen weiter. Mitten in einem Wohn- und Geschäftsviertel befindet sich ein Übungsplatz. Das riesige grüne Auffangnetz ist schon von weitem zu sehen und wirkt auf den ersten Blick wie eine große Voliere. Darin fliegen aber bloß Bälle... Wer braucht heutzutage noch einen Golfplatz?

Essen per Zentralkasse. Völlig überbewertet, weil genauso überflüssig sind übrigens Bedienungen im Restaurant. Auch das lerne ich in der Mega-Mall. Es gibt dort einen so genannten Foodpark. Das ist eine Ansammlung verschiedenster Restaurants, von Kentucky Fried Chicken (offenbar Fastfood-Marktführer in Asien) bis zu chinesischen oder japanischen Gerichten gibt es jede Menge Auswahl. Bestellt und bezahlt wird an der Zentralkasse. Dort bekommt man einen Summer, der anzeigt, wann die gesichtslosen Heinzelmännchen fertig gekocht haben. Am Ausgabeschalter gibt's dann das Futter rübergereicht. Ess-Kultur? Wird in asiatischen Einkaufscentern definitiv NICHT überbewertet...
 
Einfach nur so skurril: Auslage in einem Foto-Studio.

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