Mittwoch, 9. Februar 2011

Patong Beach: Schlimmer als in der RTL-Reportage



Was? Was bloß kann man über Patong Beach sagen, was kein Klischee wäre? Sorry, ich passe! Vielleicht gibt's ja einen versierten Autor, der in gebotener Kürze das ganze Elend dieses Ortes erfasst, ohne zu schreiben, was alle erwarten. Ich sehe mich dazu außerstande, von meiner Seite soll deshalb der Schluss reichen: Ich habe Phuket heute morgen in einem Mini-Bus und in Gesellschaft zweier leicht angeschlagener Stuttgarter - beide um die 30, Typ netter Schwiegersohn - verlassen. Sie waren eigenem Bekunden zufolge in der vorherigen Nacht mit zwei kolumbianischen Frauen sumpfen und hatten deshalb nur zwei Stunden Schlaf. Dafür waren sie recht redselig. Mein persönlicher Lieblingsspruch: "Der Mongo soll endlich losfahren". Auch schön folgende ethnische Eil-Abfertigung: "Die Zigeuner und das ganze Pack..."

Während die beiden in drei Wochen ihren Urlaub auf Ko Samui beschließen (zur Vollmond-Disco), werde ich vermutlich immer noch darüber nachdenken, wie viele andere Touristen ich ertrage. Platsch! Und voll ins nächste Klischee-Näpfchen getappt... Das immergleiche Gespräch unter sich gerade kennenlernenden Travellern (und den Umständen des Reisens ist es geschuldet, dass man ständig jemanden kennenlernt) dreht sich darum, wo es am schönsten ist. Und am schönsten ist es immer da, wo keine anderen Touristen sind. Sagen jedenfalls immer alle. Geradezu als wolle man sich selber aus dem Wege gehen. Die Realität ist freilich, dass sich die beiden einzigen Touristen an einem Ort garantiert zusammen tun, wenn keine anderen in Sicht sind.

Leichtbekleidete Mädchen tanzen an der Bangla Road.
Und das ist auch völlig verständlich. Als ich einmal im Dunkeln in einem mir unbekannten Dorf irgendwo in Zentralamerika angekommen bin, kein Restaurant in Sicht, auch kein Hotel, niemand, der Englisch spricht, wäre ich sehr froh gewesen, einen anderen Fremden zu treffen. Spannend ist es dann, dass es trotzdem weitergeht... Jedenfalls ist das Jammern über das Vorhandensein anderer Reisender eine der großen Selbstlügen der Travellergemeinde.

Eine andere übrigens ist der Glaube, man sei so frei, so selbst, so individuell. Meine Beobachtung: Der durchschnittliche Globetrotter vom Typ Partyfraktion ist Anfang 20 und weiß nicht, wo er ist. Und er will es auch gar nicht wissen. Um Spaß zu haben reicht ein Strand. Klar, die Namen von Land, Hauptstadt, Währung und des örtlichen Strandclubs müssen alle wissen. Aber dann hört es halt auch schon auf.

Ups, und schon wieder vereinfachende Scharfzeichner im Einsatz... Dabei bin ich selbst bloß irgendein Tourist, der das seine zum Durchschnitt dazu tut. Ein Teil des Klischees. Haben wir nicht alle unsere Schwächen? Deshalb ist es gleichgültig, ob ich mich fremdgeschämt oder selbst geeitelt habe mit einem der aktuellen Trends unter Travellern: ein T-Shirt der lokalen Biermarke (egal ob Gallo in Guatemala, Kunstmann in Chile oder Chang in Thailand), ein mittelgroßes Tattoo auf Oberarm oder Nacken (von Rose oder Delphin bis Superman-Logo alles möglich), eine Billabong-Shorts, die - wie alle anderen Hosen auch -  den oberen Rand der Unterhose frei lassen sollte - auf dass man den Markennamen noch lesen kann (beliebig von Björn Borg bis Calvin Klein). Ach ja, und dann diese Hüte in den Stilrichtungen Fedora, Borsalino und Co, auch sie inzwischen ein ganz großer Renner...

Riecht nicht gut: Gewässer in Patong.
Was das alles mit Patong Beach zu tun hat? Gar nichts. Das war gerade nur Schreiben als Selbsttherapie. Auf Phuket spielt ein völlig andere Liga. Die Touris dort blitzen sogar in den Sonnenuntergang und ihre Kameras piepsen noch bei jedem Tastendruck. Das würde einem Traveller nicht mal aus Versehen passieren. Was sonst noch so auf der Insel passiert, überlasse ich lieber den Kollegen von RTL, die können das besser.

Nur soviel noch: Für einen Touristenort dieser Dimension ist es erstaunlich, wie übel es riecht. Alle hundert Meter weht ein Odeur durchs Städtchen, das an Pestilenz und tote Katze erinnert. Offenbar stammt der Geruch aus den Kanälen, die den Ort durchziehen, ohne dass zu sagen wäre, ob es sich nur um verrohrte und vermüllte Bäche handelt oder um astreine Kloaken. Der Beliebtheit von Patong (3x Starbucks) hat es sichtlich keinen Abbruch getan. Na ja, was ein netter Schwiegersohn ist....

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