Sonntag, 8. Mai 2011

Das war's

Typische Reise-Szene: Stillleben mit Habseligkeiten.
Aus und vorbei. Ein Jahr kreuz und quer durch die Welt - und am Ende bin ich dort wieder angekommen, wo ich herkomme: Im Schoße der Familie. Alle waren sie da am Frankfurter Flughafen, um mich abzuholen. Ein rührseliger Moment. Schließlich ist auch in der Heimat die Zeit nicht stehen geblieben. Es gibt eine neue Nichte, ein neues Ehepaar, ein neues Haus und und und...

Ein paar Tage akklimatisiere ich mich im Hessischen, bevor es zurück nach Düsseldorf geht. Dann ist die Reise endgültig vorbei. Was bleibt? Schwer zu sagen, das werde ich wohl erst später sagen können. Oft bin ich gefragt worden, ob und wie mich das Jahr verändert hat. Meine Antwort lautet: gar nicht. Ich bin immer noch derselbe.

Was sich verändert hat, ist die Perspektive, aus der ich die Welt sehe. Vieles relativiert sich, wirkt längst nicht mehr so wichtig und bedeutend. Meine ohnehin schon vorhandene Allergie gegen Blender und Schwätzer hat sich noch vergrößert. Und ich staune darüber, wie viele Lügen und Wahrheiten offensichtlich sind - und wie viele Menschen sie trotzdem nicht sehen.

Längst habe ich mir vorgenommen, meine Kollegen künftig mindestens täglich einmal mit Geschichten zu nerven von der Sorte: "Als wir damals vor Madagaskar lagen und die Pest an Bord hatten, da haben wir immer..." Aber so sehr sich die Kollegen sicher schon darauf freuen: Das war nicht der Grund für die Reise. Tatsächlich ist es die Abwandlung eines alten Kindertraums. Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, habe ich mir oft vorgestellt, wie spannend es wohl sein mag, wenn man auf der ganzen Welt jederzeit in jedes Wohnzimmer schauen könnte. Und wie lange die Neugier wohl anhält, bevor es langweilig wird.

Nun, ich habe natürlich längst nicht alle Wohnzimmer geschafft. Aber zumindest bin ich bei dieser Tour nie reisemüde geworden. Kein Heimweh, kein Bedürfnis nach dem eigenen Bett, kein Angang, den Rucksack immer wieder neu zu packen. Stattdessen zieht die Neugier immer weiter, weiter und weiter...

Ob ich eine solche Reise noch einmal mache? Sicherlich nicht so bald, schon aus finanziellen Gründen. Aber so lange es noch ein Wohnzimmer gibt, das ich nicht kenne, werde ich nicht Nie sagen!

Tomarse la libertad. Sich die Freiheit nehmen.

WAS SONST NOCH WAR
Nicaraguanische Limpira.

Zurückgelegte Kilometer:
Mindestens 100 000

Anzahl der Flüge:
20 (davon zehn im Round-the-world-Ticket inbegriffen)

Währungen, deren Namen ich mir nicht merken konnte:
Renminbi (China)
Quetzal (Guatemala)
Kip (Laos)
Limpira (Nicaragua)
Ringgit (Malaysia)

Anzahl der besuchten Länder:
23

Zahl der Fotos und Videos:
Ungezählt, das Volumen umfasst nahezu 100 Gigabyte

Verfügbares Geld bei Rückflug (bar und Kreditkarte):
76,50 Euro

Rucksack-Gewicht bei Abreise: 14,5 Kilo
Rucksack-Höchstgewicht: 23 Kilo
Rucksack-Gewicht bei Rückreise: 19,1 Kilo

Was ich zum ersten Mal gemacht habe:
- Spanisch sprechen
- per Zip-Line (eine Art Tarzanbahn) mit mächtig Karacho über ganze Täler hinwegrauschen
- Tauchen
- als zweiter Mann auf einem Motorroller mitfahren
- als zweiter Mann mit aufgeschnalltem 20-Kilo-Rucksack auf einem Motorroller mitfahren
- als dritter Mann auf einem Motorroller mitfahren
- Reiten
- Vulcanoboarding
- für immer mit dem Rauchen aufhören

Zahl der besuchten Unesco-Weltkulturerbe-Stätten:
29

Zahl der Arzt-Besuche:
1 (Zahnarzt)

Ausgegebenes Geld seit 1. Mai 2010:
mehr als 30 000 Euro

Lieblings-Beispielsatz in der Spanisch-Lernsoftware:
"Baumwollunterhosen sind billig."
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Adios! ;-)

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